
Geschichte
Im Zuge der Umwelt- und Bürgerinitiativbewegungen der 70er Jahre erwacht auch verstärkt das Interesse an
alternativen Schulformen.
Da strömen im Herbst 1979 schon mal 180 interessierte Eltern auf eine Veranstaltung
zum Thema "Waldorfschule für Regensburg".
Schließlich gründen dann 22 Personen am 27. November 1979 den
Waldorfschulverein Regensburg e.V. Ziel des Vereins ist es, die Waldorfpädagogik in Regensburg bekannt zu
machen und die Trägerschaft einer Schule vorzubereiten und durchzuführen.
Zum Vorsitzenden wird Professor Heribert Losert, Kunstmaler, Träger des Lovis Corinth-Preises und
ehemaliger Waldorflehrer gewählt.
Sein Stellvertreter wird Horst A. Stelter, der damalige Intendant des Regensburger Theaters.
Elke Wagenknecht-Wollenschläger, Stadträtin, übernimmt die Schriftführung.
Viel Idealismus und guter Wille ist vorhanden,
aber es fehlen Geld, Lehrer und ein geeignetes Gebäude.
Also gibt man sich realistisch und stellt die Eröffnung der Schule
in drei bis fünf Jahren in Aussicht. Der neue Verein beginnt, in Vorträgen, Seminaren und anderen Veranstaltungen über die
Waldorfpädagogik und die Anthroposophie zu informieren und stellt sich der öffentlichen Diskussion. Jährlich veranstaltet
man in der Adventszeit einen Weihnachtsbasar. Dort finden aus Naturmaterialien hergestellte Puppen, Zwerge, Krippenfiguren,
Tiere, Bilder und vieles andere mehr dankbare Käufer. Heute wird dieser Basar von den Eltern der Kindergartenkinder durchgeführt.
Er erfreut sich großer Beliebtheit in der Öffentlichkeit und dient dem Verein als wichtige zusätzliche Einnahmequelle.
Ein langer Weg
Sehr schnell erkennen die Verantwortlichen, dass vor einer Schulgründung zunächst ein Waldorfkindergarten notwendig
ist, um so ein solides Fundament für die weitere Entwicklung zu schaffen.
Bereits im September 1981 wird der Verein
als Fördermitglied in die Internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten aufgenommen, doch bis zur Eröffnung des
Kindergartens sollte es noch ein langer Weg sein:
Nach der Bitte um Unterstützung bietet der damalige Oberbürgermeister
Friedrich Viehbacher im Frühjahr 1981 an, eine Waldorfgruppe in einem städtischen Kindergarten einzurichten, allerdings
unter der Regie der Stadt. Der Verein lehnt nach langem Ringen ab, da die "Personalhoheit" beim Verein liegen müsse.
Gleichzeitig bemüht man sich auch im benachbarten Niedertraubling um ein Gebäude. Das Landratsamt wartet aber schnell mit
einer Absage auf, die es mit dem Geburtenrückgang begründet. Währenddessen finden weiterhin Vorträge und Seminare statt.
Gemeinsam feiert man die Jahresfeste und übt in künstlerischen Kursen Aquarellmalen, Formenzeichnen, Plastizieren und Eurythmie.
Als schließlich eine ausgebildete Waldorferzieherin nach Regensburg kommt, scheint das Ziel zum Greifen nahe.
Intensive pädagogische Elternarbeit und Spielnachmittage für die Kinder finden jetzt statt. Doch ein herber Rückschlag folgt.
Die Erzieherin muss sich bereits nach einem halben Jahr aus persönlichen Gründen verabschieden.
Gründung des Kindergartens

Drei engagierte Mütter versuchen, diese Arbeit fortzusetzen.
Im September 1984 schließt der Verein mit dem "Farbkreis" (künstlerische Werkstätten) einen Untermietvertrag und
kann dessen Räume für Spielnachmittage mit den Kindern und für die Elternarbeit mitbenutzen.
Die folgenden Jahre verlaufen im Zeichen der Suche nach einer Erzieherin und einem Gebäude. Endlich hat die Suche Erfolg.
Der inzwischen auf 50 Mitglieder angewachsene Verein findet Anfang 1987 in der St. Niklasstraße ein geeignetes Haus für
die Unterbringung einer Kindergartengruppe.
Wenige Zeit später entschließt sich eine junge Waldorferzieherin, als
Gründungskindergärtnerin nach Regensburg zu kommen.
In einem Kraftakt bauen Eltern und Vereinsmitglieder das Gebäude um. Dabei erwerben sie Fertigkeiten, die sie sich
selbst kaum zugetraut hätten. Sie brechen Mauern ein, gestalten Durchgänge, reißen eine Treppe ab und bauen an anderer
Stelle eine neue ein, sie installieren Waschbecken und Toiletten. Zum Schluss werden die Wände lasiert, der Garten angelegt
und die liebevoll geschreinerte Einrichtung vollendet. Auch Spielzeug und Musikinstrumente werden selbst hergestellt.
Im Herbst des selben Jahres, fast termingerecht, wird der Kindergarten fertig.
Die Stadt Regensburg und die Regierung der Oberpfalz erteilen eine vorläufige Genehmigung für den Betrieb des staatlich anerkannten Kindergartens.
Am 24. Oktober 1987 wird der Kindergarten offiziell eingeweiht. Dr. Helmut von Kügelgen hält den Festvortrag: "Die Erziehung des Kindes aus
Einsicht in seine geistig-seelisch-leibliche Entwicklung". Mit vierzehn Kindern beginnt der Kindergartenbetrieb.
Wachstum und Reife

Ein Jahr später besteht die Gruppe aus 23 Kindern, und man kommt damit in den Genuss der staatlichen Personalkostenförderung.
Ab diesem Zeitpunkt kann der Kindergarten weitgehend kostendeckend betrieben werden.
Das Vereinsgeschehen orientiert sich nun vorwiegend an den Bedürfnissen des Kindergartens. Es werden Strukturen geschaffen,
um neben den vielfältigen Aufgaben des Vereins die Trägerschaft eines Kindergartens möglichst demokratisch und professionell
auszuüben. Der sogenannte "Offene Arbeitskreis" - ein Gremium aller Aktiven - wird gebildet. Er ist bis heute ein wertvolles
Organ für Initiative, Information und Entscheidungsfindung im Verein.
Drei Jahre nach seiner lnbetriebnahme platzt der Kindergarten aus seinen Nähten. Die Nachfrage ist so groß, dass
man viele Kinder abweisen muss.
Der Verein entschließt sich dazu, ab Herbst 1992 in denselben Räumen eine Nachmittagsgruppe
einzurichten.
Über zwei Jahre lang können dadurch zusätzlich fünfzehn Kinder aufgenommen werden, bis die Gruppe wegen
ausbleibender finanzieller Förderung wieder aufgegeben werden muss.
Aus förderrechtlichen Gründen darf die allgemeine Vereinsarbeit nicht weiter im Kindergartengebäude stattfinden, das
ohnehin nicht die notwendige Größe und Funktionalität aufweist. Zum Glück finden sich bald weitere Räume in der Wittelsbacherstraße,
die als Vereins- und Kulturtreff viele neue Initiativen ermöglichen:
Seither gibt es ein regelmäßiges Angebot an Eurythmie, Heileurythmie und Chorsingen. Zahlreiche künstlerische Seminare werden
angeboten. Vorträge und Versammlungen für bis zu 50 Teilnehmer finden statt.
Eine junge Waldorflehrerin führt mit einigen Schulanfängern jede Woche schulvorbereitenden und -begleitenden Unterricht durch:
die "Montagsschule". Singen, Spielen, Malen, Basteln, Bewegen und Theaterspielen stehen auf dem Stundenplan und bereichern den Schulalltag.
Gelebte Anthrosposophie
Auch die anthroposophische Arbeitsgruppe und der Lesekreis ziehen mit in die Räume ein. Ostern 1996 geht aus der anthroposophischen Arbeitsgruppe
der Sophia-Zweig hervor.
Dem großen Engagement vieler Menschen ist es zu verdanken, dass der Waldorfschulverein in Regensburg seinen besonderen Platz innerhalb der
pädagogischen und kulturellen Landschaft erlangt hat.
Es sei hier der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sich in diesen Zeiten enormen Wandels auch in Zukunft Menschen finden werden,
die diese Aufgabe übernehmen und die Waldorfpädagogik im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung weiter pflegen und ausbauen.
Für die Gründung der Waldorfschule Regensburg wird mit der Fertigstellung des neuen dreigruppigen Kindergartens ein weiterer wichtiger
Meilenstein in den Oberpfälzer Granit gehauen.